from the artist
Florian Merkel
thank you, Florian, for the honour to share it with us
PIT UND PAT
Pit und Pat laufen durch die Stadt. Sie suchen einen hoffnungstragenden Ort, an dem sie ihre Schöpfung – blaue Pudel! – zeigen können. Sie haben allen Grund dazu. Blaue Pudel sind nämlich selten und gefragt und in den Zeitungen sehen wir häufig die Bilder von glücklichen Züchtern auf der Siegertreppe.
Die Aufzucht fand in den letzten Jahren im Garten von Pats Schwiegermutter statt, wo die Tierchen sich zwar tummeln können aber sonst nicht weiter wahrgenommen werden. Letzteres ist nicht gut. Denn eines der Tiere kann sogar lesen. Nicht direkt, aber es ist in der Lage, lineare Formen, selektive Tonfrequenzbereiche und gekochten Pansen in vorteilsbezogene Beziehung zu setzen. Nur wenige Tiere sind dazu fähig. Noch weniger Menschen verstehen tatsächlich die Bedeutung dieser Begabung.
Eddy, so heißt der Pudel, hat ein Problem. Das heißt, er weiß nichts davon. Oder, besser gesagt, er ahnt nicht das Problem. Leichte Gleichgewichtsstörungen haben es angedeutet: Eddy ist krank und seine 30 umgerechneten Menschenjahre werden sich nicht fortsetzen.
Daß sein Können vererbbar ist, erkannte eine befreundete Genetikerin aus dem Schachklub von Pit. Nur, Eddy macht sich nichts aus Pudelweibchen und wird deshalb seine Begabung nicht weitergeben.
Was tun – für Eddy läuft die Restzeit und Pit und Pat sind verstört wegen dieses Querschlages in ihre Anstrengungen.
Ob Eddy homosexuell ist, konnten sie nicht mehr feststellen, dazu ist er schon zu geschwächt. Pit hatte die Vorstellung, Eddy als Gotteszeichen publik zu machen, was Pat zuwider war. Pat haßt die Presse und interpretierte die Idee als Blasphemie, worüber Pit sich nicht freute, denn Pit glaubt nicht am Gott.
Sei es wie es sei, Eddy macht’s nicht mehr lange und muß berühmt werden, das ist er seinen Betreuern schuldig. Fünf Jahre harte Arbeit brauchen Anerkennung.
Sie ahnen es vielleicht schon, wer sich in dieses Terrain begibt, braucht Nerven aus Draht und die Standfestigkeit eines Punchingballs. Denn jeder Dödel glaubt, mit bunten Hunden punkten zu können. Die Viecher in Tinte zu baden, versuchen nur die ganz simplen Geister und wir erinnern uns schmunzelnd an die bunten Pfützen bei der Windhundparade, als es im Lustgarten regnete.
Nein, die besseren Tricks beruhen auf einer Kombination von spezieller Diät und ultravioletter Bestrahlung. Daß so etwas für die Hunde nicht schön ist, versteht sich von selbst. Vergleichsweise harmlos ist das Stopfen von Dalmatinern mit Möhrenschleim, andere Rezepturen basieren auf Blei und Chromaten. Das übersteht ein Dackel nur eine Saison lang.
Pit und Pat verabscheuen solche Methoden. Ihr Ansatz liegt im klassischen Mendelschen System. Dummerweise gerät dieses immer mehr in Vergessenheit und die paar Züchter, die die Eleganz des Verfahrens erkennen und schätzen können, gehören zu einer aussterbenden Gattung.
Pit und Pats Pudel glänzen in betörender Weise, ihre Felle schillern wie Perlmutt, darin liegt der Vorsprung gegenüber den Kollegen, und die besonderen Fähigkeiten von Eddy sind ein zusätzlicher seltener Glücksumstand, der die Aufmerksamkeit des Publikums auf die blaue Schar lenken könnte - solange Eddy dazu noch in der Lage ist.
Pit und Pat haben ihn heute warm gewaschen und geföhnt, der Gute kann das sogar genießen, und in die Pet Box gesteckt, um ihn auf ihrer Wanderung zu schonen.
Am späten Nachmittag trafen sie im Hofstall ein, einem Geheimtip für Hundeliebhaber, zentral in der Stadt und doch verborgen gelegen, könnte diesem Ort die Zukunft gehören. Der Hofstall ist eine ehemalige Versuchsschlachterei, in der zu Kriegszeiten der Eiweißbedarf der Bevölkerung auf unkonventionelle Weise gedeckt werden sollte. Man spricht nicht gern darüber, doch der Geist des Hauses steckt noch in jedem der schmutzigen Ziegel, ein strenger Geruch, der ein morbides Publikum zu abendlichen Vergnügungen anlockt. Warum ausgerechnet viele engagierte Hundefreunde geradezu obsessiv die Gemäuer aufsuchen, ist eines der großen Rätsel der letzten Jahre.
Eddys Nase funktioniert noch recht gut und der Anblick von schlierigen alten Ablaufbecken ließ ihn aufbegehren: Er hustete und schniefte, bellte, ein säuerlicher Schleim verteilte sich auf seinem Fell. So war ihrer des Bleibens nicht länger.
Die Säuberung von Fell und Box in der Toilette gestaltete sich zu einem Meisterstück an Improvisation, unbedingt notwendig, sollte doch dieser Abend ein greifbares Ergebnis auf ihrer Suche bringen.
Ein leichtes Müffeln blieb in Eddys Fell. Im Drogeriediscounter an der Ecke fanden sie süß duftende Parfüme und Mentholextrakt. Beides erschien Pit und Pat zu inhaltsschwer, um Eddys Geruch damit zu überdecken. Besser war es, einem Motoradfahrer für etwas Geld einen Schluck Benzin aus dem Tank zu nehmen und Eddy damit einzureiben.
Zur nächsten Station auf ihrer Wanderung geriet der Dog Shop, ein Platz, so häßlich wie sein Name. Doch kann jeder Interessent den Laden von den Verwaltern mieten. Ein paar DOGGY EVENTS haben hier schon stattgefunden, doch selten erreichte solch eine Veranstaltung den Grad von Aufmerksamkeit, der über den Rayon hinaus Bedeutung gehabt hätte.
In einem der Räume führte ein Bernhardiner einen schlechten Tanz auf. Sein Herrchen hatte den duchaus begabten Hund ausgerechnet mit einem Bastrock geschmückt, im Glauben daran, solch eine peinliche Maskerade könne fehlendes Training ersetzen... Das Interesse des Publikums galt entsprechend weniger der Darbietung als den aktuellen Ergebnissen von der Rennbahn, die an dem Abend regelmäßig im Radio durchgesagt wurden.
Die Säuberung von Fell und Box in der Toilette gestaltete sich zu einem Meisterstück an Improvisation, unbedingt notwendig, sollte doch dieser Abend ein greifbares Ergebnis auf ihrer Suche bringen.
Ein leichtes Müffeln blieb in Eddys Fell. Im Drogeriediscounter an der Ecke fanden sie süß duftende Parfüme und Mentholextrakt. Beides erschien Pit und Pat zu inhaltsschwer, um Eddys Geruch damit zu überdecken. Besser war es, einem Motoradfahrer für etwas Geld einen Schluck Benzin aus dem Tank zu nehmen und Eddy damit einzureiben.
Zur nächsten Station auf ihrer Wanderung geriet der Dog Shop, ein Platz, so häßlich wie sein Name. Doch kann jeder Interessent den Laden von den Verwaltern mieten. Ein paar DOGGY EVENTS haben hier schon stattgefunden, doch selten erreichte solch eine Veranstaltung den Grad von Aufmerksamkeit, der über den Rayon hinaus Bedeutung gehabt hätte.
In einem der Räume führte ein Bernhardiner einen schlechten Tanz auf. Sein Herrchen hatte den duchaus begabten Hund ausgerechnet mit einem Bastrock geschmückt, im Glauben daran, solch eine peinliche Maskerade könne fehlendes Training ersetzen... Das Interesse des Publikums galt entsprechend weniger der Darbietung als den aktuellen Ergebnissen von der Rennbahn, die an dem Abend regelmäßig im Radio durchgesagt wurden.
An einem Tresen im Büro saßen die drei Verwalter, wenig war in diesem Bereich los, deshalb gönnten sie sich alle eine Stärkung. Als Pit und Pat den Mut faßten, die drei anzusprechen, machten sie einen Fehler: Wer Tomatenstücke aus der Dose löffelt, möchte nicht gestört werden.
Entsprechend harsch kam die Reaktion, blaue Pudel seien uncool, lesende Hunde dämlich und überhaupt sei man des nervenden Packs überdrüssig. Als die Verwalter einen Mietpreis nannten, dessen Höhe im offenen Widerspruch zum Zustand des Etablissements stand, mußten Pit und Pat handeln. Mit einer irritierenden Geste ließ Pit die Blicke der Verwalter zum Fenster gleiten, gleichzeitig schüttete Pat den Valiumvorrat, den Pat zur Beruhigung stets bei sich führt, in die offenen Gläser.
Kurze Zeit später lagen die drei Gestalten am Boden.
Während das Dog Shop Publikum zwei Zimmer weiter gebannt vorm Radio saß, zogen Pit und Pat den Verwaltern die Kleider aus, rieben ihnen die Haut mit der im Büro reichlich vorhandenen dunklen Stiefelwichse ein und steckten die Männer in die Baströcke aus der Garderobe des Bernhardiners.
Ein Anruf bei der Einwanderungsbehörde über Ärgernis erregende Immigranten genügte und die drei Rauhbeine wurden umgehend in das nächste Flugzeug ins Pfefferland verfrachtet.
Morgen werden sie vor lachenden Kindern am Strand sitzen, die Stiefelwichse wird sich mit ihrem Schweiß mischen und niemand wird ihnen glauben.
Eddy war vom Dog Shop eigentlich ganz angetan, den Geruch empfand er als anheimelnd. So liegt er nun in der Pet Box und schlummert, wärend Pit und Pat weiter durch die Stadt, zur nächsten Adresse laufen.
Thanassis Frissiras Gallery
Κριεζώτου 7
10671 Αθήνα
τηλ / fax: 2103640288
http://www.thanassisfrissirasgallery.com/
Florian Merkel
Mόνα και Λου - Απόδραση από το χρόνο
Διάρκεια έκθεσης : 11 Μαρτίου - 30 Απριλίου 2010
Ώρες λειτουργίας : Τρίτη, Πέμπτη, Παρασκευή 11:00 - 14.00
και 17:30 - 20:30
Τετάρτη και Σάββατο: 11:00 - 16:00
*photo: Ζωή εν Κοινωνία
No comments:
Post a Comment